Anna Laetitia Barbauld

Anna Laetitia Barbauld

Anna Laetitia Barbauld (* 20. Juni 1743 in Kibworth Harcourt, Leicestershire; † 9. März 1825 in Stoke Newington) war eine englische Dichterin, Essayistin, Literaturkritikerin, Herausgeberin und Kinderbuchautorin. Als schreibende Frau versuchte sich Barbauld an vielerlei Gattungen und erhielt daraufhin großen Erfolg – was für weibliche Schriftstellerinnen der Zeit eher selten der Fall war. Sie war eine angesehene Lehrerin an der Palgrave Academy und eine innovative Kinderbuchautorin. Ihre Lehransätze wurden über ein Jahrhundert lang zum pädagogischen Leitfaden.[1] Ihre Aufsätze bewiesen, dass es für eine Frau möglich war, sich mit Politik öffentlich zu engagieren, und andere Schriftstellerinnen wie Elizabeth Benger machten sich sie zum Vorbild.[2] Barbaulds literarische Karriere spannte sich über mehrere Perioden der britischen Literaturgeschichte. In ihrem Werk sind Spuren der Aufklärung und der Empfindsamkeit zu finden. Außerdem bildete ihre Dichtung die Grundlage für die Entwicklung der britischen Romantik.[3] Da sie auch als Literaturkritikerin tätig war, trug sie mit ihrer Anthologie zu den britischen Romanen dazu bei, den heutigen literarischen Kanon festzulegen. Barbaulds literarische Karriere kam zu einem jähen Ende infolge der Veröffentlichung ihres höchstpolemischen politischen Gedichtes Eighteen Hundred and Eleven im Jahre 1812. Hier kritisierte sie die britische Teilnahme an den Koalitionskriegen. Eine Reihe äußerst negativer Rezensionen wirkte so stark auf sie ein, dass sie nie wieder nach der Schreibfeder griff.[4] Ihr Ruf verschlechterte sich, als viele der Romantiker, die sie zur Zeit der Französischen Revolution inspiriert hatte, in ihren späteren konservativ geprägten Lebensläufen sich gegen sie wandten. So wurde Barbauld während des späteren 19. Jahrhunderts als eine pedantische Kinderbuchautorin beachtet. Im 20. Jahrhundert geriet sie in Vergessenheit. Interesse an ihr wurde erst durch den Aufstieg der feministischen Literaturtheorie in den 1980ern wieder erweckt.

  1. William McCarthy: Mother of All Discourses: Anna Barbauld’s Lessons for Children. In: Donelle Ruwe (Hrsg.): Culturing the Child, 1690–1914: Essays in Memory of Mitzi Myers. The Children’s Literature Association and the Scarecrow Press, Lanham, MD 2005.
  2. Isobel Armstrong: The Gush of the Feminine: How Can we Read Women’s Poetry of the Romantic Period? In: Paula R. Feldman, Theresa M. Kelley (Hrsg.): Romantic Women Writers: Voices and Countervoices. University Press of New England, Hanover 1995. Anne K. Mellor: A Criticism of Their Own: Romantic Women Literary Critics. In: John Beer (Hrsg.): Questioning Romanticism. Johns Hopkins Univ. Press, Baltimore 1995.
  3. Anne Janowitz: Women Romantic Poets: Anna Barbauld and Mary Robinson. Northcote House, Tavistock 2003.
  4. William McCarthy, Elizabeth Kraft (Hrsg.): Anna Letitia Barbauld: Selected Poetry and Prose. Broadview Press, Peterborough 2002, S. 160.

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